schreibt am 31. Dezember 2020 Feuerzeug oder Streichholz:

wieder sind sie alle, aufgebraucht, unsere streichhölzer. morgens um die flamme am gasherd zu entzünden, die kerze am frühstückstisch, das hölzchen anzustreichen, an der hoffentlich noch nicht zu abgewetzten reibefläche. ich mag diese kleine geste, das funken erzeugen, den rechten druck auf das hölzchen, den kopf an die reibefläche zu drücken, ohne dass es bricht, ohne die rauhe fläche zu zerstören, genau so, dass eine flamme brennt. lang genug um den gasherd anzuzünden. die resthölzchen sammel ich in einem puppenstuben blecheimerchen.

warum sind nur die streichhölzer immer aus?

feuerzeuge landen einfach so bei uns. niemand kauft sie, und dennoch haben wir vier funktionierende kleine plastikdinger rumliegen. wegwerfstücke. nicht zum wieder befüllende feste plastikröhren mit einem kleinen blechrand oben um die flamme zu halten. dem berüchtiggten zahnrädchen, an dem der/die/das sich den daumen verbrennt, wenn die flamme zu lange brannte, die achse, die es führt und ein plastikröhrchen innen, dass das gas an der rechten stelle hinausströmen lässt. schöne kleine präzisionsteilchen, die nachdem es leer ist auf dem müll landen. untrennbar, unbrauchbar für jeden recycling kreislauf und doch hochwertige materialien. wenn sie nicht auf einer müllhalde verbrannt werden, landen sie in irgendeinem weit entfernten land per schiff, liegen auf den feldern rum, um aufgesammelt und eigenhändig zusammen geschmolzen zu werden. dabei entsteigen hochgiftige gase, dioxine, die krebserregend sind, die gesundheit gefährden, hormonkreisläufe schädigen und die fruchtbarkeit beeinträchtigen. was sie sonst noch tun, ist nicht bekannt, aber möglich. und all diese gefahren gelten auch für die lebewesen in der umgebung, die tiere und kleineren organismen. das grundwasser.

in der frage des fussabdrucks, des kohlendioxid verbrauchs, der klima erwärmung sind die argumentationsketten zu lang, verwirrend und entmutigend. es ist einfacher eine grundsätzliche entscheidung zu treffen. viel einfacher, denn jedes plastik, was ich nicht 20 jahre gebrauchen werde und so lange haltbar sein wird, droht irgendwann im meer oder im boden zu landen und in mikropartikelchen seine eigenen schadstoffe loszulassen und die uzmgebenden anzuziehen, was in dem moment, wo die partikelchen in meinem körper sind, verdammt beschissen ist! also lohnt es sich auf jedes plastik zu verzichten, wenn ich frei genug bin mich zu entscheiden, darauf zu verzichten. mal erlich, bei einem feuerzeug ist es nicht so schwer. die vorteile von dem kleinen ding sind nicht so entrückt von der praktabilität eines streichhölzleins.

da wird es schon komplizierter, wennich mich entscheiden muss keine maultaschen in der doppelten plastikverpackung zu kaufen. die feste plastikschale unten, der feinere plastikfolienbezug oben, das dritte plastikmaterial der kleber und das vierte des klebstoffes, um die vverschieden verbindungen zu ermöglichen. alle bestandteile lassen sich trenne, es darf in die gelbe tonne und weniger als 10% dieses tonnen inhalts werden tatsächlich recycelt und können zu einem geringen anteil wieder ine ine neue lebensmittel verpackung einfliessen. können, wenn es nicht mehr als 20% sind. ein höherer anteil darf nach den bestimmungen der reinheit nur für putzmittelverpackungen oder shampoos einfliessen, jedoch mehr als 50% sind auch da nicht möglich, weil jede verwendung ein upgraden bedeutet, die faszinierend langen polymerketten, die das plastik ausmachen, zerbrechen an der luft, mit sonnenstrahlen, bei erwärmung und selbstverständlich beim erneuten erhitzen und einschmelzen unter enormem druck. dass lässt sich nur chemisch auffangen – und diese stoffe sind gefährlich, unberechenbar, teilweise unbekannt und viele auch unkaputtbar und bleiben für immer in dort woe sie landen. als gifte.

wenn wir nicht die luft die wir atmen und auch atmen wollen nach und nach vergiften, den boden, die pflanzen, die tiere mit gefährlichen stoffen anreichern wollen, dann fühlt es sich sehr viel besser an ein paar entscheidungen selbst in die hand zu nehmen, bis es viele unserer entscheidungen zu den verursachern vordringen, den gesetzen und veränderungen bewirken.

schreibt am 2. August 2020 Was weiß ich schon?

die admiralsbrücke in kreuzberg wurde 2010 im lonely planet präsentiert als schönster ort in berlin um den sonnenuntergang zu zelebrieren. es stimmt, die biegung, die der landwehrkanal am urbankrankenhaus nimmt, die sogar urbanhafen heisst, auch wenn die patienten nicht in schiffen zum krankenhaus kommen, öffnet den blick genau in richtung der untergehenenden sonne, lässt viel himmel raum, um die rotfärbungen und die dahinziehenden wolken zu einem wunderschönen schauspiel werden zu lassen, das sich obendrein im wasser spiegelt und die anwesenden auf der brücke gülden einfärbt. und anwesend sind viele – doch das ist eine andere geschichte.

seit dem shut-down liebe ich es, am frühen morgen die runde um den kanal zu nehmen, einige brücken zu queren und in grosszügiger runde zurück zu kommen. die herausforderung ist, nicht allmorgendlich an dem zurückgelassenen müll der nachts feiernden hängen zu bleiben und mein sich ansammelndes plastikwissen und entsetzen dran zu binden. plastik ist ein magnet für schadstoffe, ebenso ein magnet für meine ohnmacht, die sich am liebsten in aktionismus verwandeln will. an manchen morgenden halte ich dem nicht stand und bleibe zu hause. an anderen mache ich genau das zu meiner übung.

und ein lösungskonzept drängt sich immer wieder auf und will nicht verschwinden, ich trage es schon seit einigen jahren mit mir rum. der gedanke, während sich öffentliche flächen ändern, bürger sie zu ihren gemeinsamen plätzen des miteinanders sich aneignen und städtischer raum den städtern gehört, hat dem gedanken platz gegeben, dass dann auch unsere beschilderungskultur längst veraltet ist.

schilder, gerade in kreuzberg, werden einerseits von stickern überklebt, besprüht und zur unkenntlichkeit entstellt und andererseits zur spielfläche von witzigen fortsetzungen, wie umbenennungen von strassennamen, hinzukleben von flächen, die die aussagen verändern – so trägt der einfache fussgänger, hinzugeklebt auf dem durchfahrt-gesperrt-schild nun diesen schweren weisse balken auf einer roten fläche. oder das spielstrassen schild hat nun nicht mehr nur noch ein kind, dass ball spielt mit einem mann, sondern es sind acht bis zehn kinder und viele bälle.

und es gibt neue schilder, wie spielstrassen sperrungen, die nur einmal die woche gültig sind. hinweis schilder, die darauf hinweisen, dass enten an brot sterben, wenn sie damit gefüttert werden. und ja, leider auch, tauben füttern verboten schilder. verbote, einschränkungen und anweisungen für den öffentlichen raum von oberen, die sich überlegt haben, wie der raum, der für alle ist, gepflegt zu werden hat. nun – was wäre wenn es schilder gäbe, die einen über die auswirkungen seines handelns informieren und die entscheidungsfreiheit bei dem einzelnen liesse? schilder, die fakten liefern. schilder, die aufklären und nicht solche, wie sie den zigaretten und tabak packungen verordnet wurden, sätze und fotografien, die vor schrecklichen krankeiten warnen und abbildungen, die diese krankheit schonungslos und uneingebunden zeigen. folgen, die zu einem bestimmten prozentsatz wahrscheinlich sind, wenn man raucht. am beispiel tabak, stelle ich mir eine informationsgrafik vor, die die stoffe, die im tabak enthalten sind, auflistet: also tabak mit nikotin, gerbsäure enthalten und was weiss ich und ausserdem den hinzugefügten stoffen, die süchtig machenden, den gemschacks- und geruchsstoffen. dann kann man sich entscheiden. die zigarettenfilter müssten ebenso aufgeführt sein, mit ihren plastikanteil, schlachtabfällen, die sie enthalten – hinweise, die mich als verbraucher aufklären, mich verantwortungsbewusst ansprechen und vor allen dingen ehrlich.

ausserdem wäre ein pfandsystem wünschenswert. so wie im kronkorken wertvolle materialien enthalten sind, die einem wertkreislauf sinnvoll zugeführt werden könnten, wenn sie nicht sich in die asphaltfugen drücken und verrosten, so sammelt eine kippe, nachdem rauchgenuss, die schadstoofe in sich an. ich las von einem pfandsystem auf zigaretten kippen. stell dir vor, jede kippe brächte 20 cent und müsste zurück zum hersteller. die verkäufer würden die hochgiftigen reste der zigaretten wieder annehmen. sofort würde es tragbare aschenbecher geben, schrabgläser rumstehen für flaschensammler, die dort die kippen aufsammeln würden und wir würden einfach alle wissen, dass eine liegen gebliebene kippeu 40 liter grundwasser verunreinigt – ich meine vergiftet!

bei spielenden kindern, schilder, die darauf hinweisen, dass kinder vorfahrt haben und im spiel versunken nicht auf auto oder radfahrer achten können, sodass der autofahrende rücksicht nehmen sollte. schilder die darauf hinweisen dass hundekacke, die liegen bleibt, krankheitskeime verschleppt und bei regen in die seen gespült diese umkippen lässt. schilder, die neben den gefahren für enten, wenn sie brot essen, möglichkeiten aufzeigen, was mit dem alten brot noch zu backen oder kochen ist – also rezepte anbieten.

und nun zurück zum plastik, das plastik, dass wir am wegesrand liegen lassen, weht mit grosser wahrscheinlichkeit in die flüsse, und diese führe alle ins meer. 80% des plastiks im meer kommt aus den flüssen. plastik, das weggeworfen wird, wird nicht mehr recycelt und ist als wertstoff unbrauchbar. ich würde mir wünschen, dass die müllabfuhr an jeder stelle verschiedene mülltonnen aufstellt, damit pappe und papier getrennt von plastik und das wiederum getrennt von glas zu sammeln ist. und ich würde mir ein pfandsystem auf zigarettenkippen wünschen, dass die verkäufer die hochgiftigen reste der zigaretten und des tabaks zurück nehmen müssen. und natürlich neben aschenbecher, sammelbehältnissen auch schilder, die informationen geben: 1 zigaretten kippe verunreinigt 40 liter grundwasser. 1 plastiktüte besteht aus erdöl und kann recycelt werden oder wieder verwendet, wenn sie entsprechend entsorgt wird. oder 1 plastiktüte im meer wird zur tödlichen falle von fischen und gelangt in unsere nahrungskette, wenn sie zu mikroplastik zerfällt. an plastikpartikel setzen sich schadstoffe.

würde das wissen uns nicht allen helfen mit zu denken? uns ernst nehmen? anstatt etiketten auf neu zu kaufenden produkten, die uns vorgaukeln aus 100% altplastik zu bestehen, was in meiner vorstellung bereits benutztes und wieder neu eingeschmolzenes plastik ist – wieso denn sonst alt? aber in der realität was ganz anderes bedeutet, denn plastik lässt sich nicht zu 100% aus altem plastik herstellen – bisher nicht. all diese verwaschenden wörter, wie aus nachwachsenen rohstoffen, lassen mich im ungewissen und versuchen nur, mein gewissen rein zu waschen, damit ich kaufe. anstatt dass mir einer der hersteller zutraut, eine angemessene entscheidung zu treffen, wenn ich weiss, aus welchem material die flasche ist, wie hoch der energieaufwand der herstellung war, welchen transportweg sie zurück gelegt hat und was nach gebrauch damit passiert.

wie wäre das?

schreibt am 19. März 2020 Hafermilch unverpackt!

Unser Kühlschrank erschüttert seit jeher die jüngeren Familienmitglieder – mit seiner großen Leere. Doch das ist eine andere Geschichte. Es hat uns ein paar Jahre gekostet, bis wir die komplexbeladene Kuhmilch-Lücke schließen konnten. Jetzt macht mir der Milch-Ersatz einen Strich durch die Rechnung: Wie bekomme ich die Hafermilch, bei der wir einstimmig gelandet sind, ohne Plastik ins Haus?

2015 wurde unser Familienleben von meinen Recherchen zum Thema Fleischkonsum bestimmt. Ein Jahr lang erarbeitete ich das Buch „Iss was?! Tiere, Fleisch & ich“, das ich gemeinsam mit Jugendlichen entwickelte. Im Dezember 2019 habe ich zusammen mit der Heinrich-Böll-Stiftung dann begonnen, das nächste Thema in ein grafisch leicht zugängliches Buch zu formen: Plastik. Nun fürchte ich mich vor den Auswirkungen, die all mein neues Wissen wieder haben wird – für mich, in unserer Familie und bei den alltäglichen Entscheidungen, was wer kauft.

Allerdings habe ich diesmal – genaugenommen an dem Tag, als ich zum ersten Mal versuchte, Hafermilch selbst herzustellen und das traurige trübe flockige Resultat präsentierte – beschlossen, das, was der Prozess mit uns macht, zu dokumentieren. Gemeinsam mit meinen Familienmitgliedern, die als Autor*innen unter Mann, Mutter, Tochter, Tante genannt sind, will ich aufschreiben, was passiert, wenn ich mich daran mache, neue Entscheidungen durchzusetzen. Wie ich mit meiner Scham umgehe, wenn ich dennoch Plastik kaufe. Die ganzen Konsequenzen eben.

Mit der Hafermilch bin ich noch keinen Schritt weiter gekommen. Die Glasflaschen, die ich zum Abfüllen meines, nun ja, „Erzeugnisses“ brauche, stehen aber schon bereit für den dritten Versuch. Die erste Version musste ich entsorgen. Ein Verlust von 80 g Haferflocken – so wenig braucht es, um einen Liter Hafermilch herzustellen. Rechnerisch lässt sich wirklich viel Geld sparen, wenn ich die Hafermilch selbst mache. Dasselbe gilt für Mandelmilch (100 g Mandeln kosten unter einem Euro, ein Liter Mandelmilch zwischen zwei und drei Euro).

Dazu kommt, dass ich den Aufwand von einem Tetra Pak vermeide. Ruben Rausing, der Schöpfer von Tetra Pak, sagte 1950: „Eine Verpackung sollte mehr sparen, als sie kostet.” Dieser Karton kostet mich natürlich nichts, nach Gebrauch landet er in der Wertstofftonne – und ich bin davon ausgegangen, dass er recycelt wird. Ein Getränkekarton besteht laut Hersteller (tetrapak.com) innen aus zwei Schichten Polyethylen, Aluminium, einer dritten Schicht Polyethylen, Karton und – weil’s so schön war – einer vierten Schicht Polyethylen. Diese Materialien werden nie wieder getrennt. Also auch nicht recycelt. Sie werden verbrannt oder als Müll exportiert. Jeder Getränkekarton hat noch eine weitere Besonderheit, einen Verschluss aus Polyethylen, der sehr stabil ist. Dieser Bestandteil ließe sich bestimmt leichter trennen und separat recyceln, oder? Nur – mit den Fingern? Robotern? Oder wie bekommt man ihn ab.

Das sind die Gedanken, die ich mir nun jedes Mal mache, wenn ich einige dieser Hafermilchkartons kaufe. Meine Kinder fragen, warum es nicht diese leichten Plastikverpackungen für Hafermilch gibt, wie sie der ökologische Lebensmittelerzeuger Brodowin verwendet. Mein Mann verkündete vor zwei Tagen, dass ein Safthersteller Hafermilch in Glasflaschen angekündigt habe. Beim Untersuchen einer Glasflasche finde ich nur ein klein wenig Plastik im Metallverschluss, als Dichtungsring. Diese Glasflaschen sind oft Mehrwegflaschen und die Deckel werden wohl erneut verwendet, oder?

Bis ich eine akzeptable Hafermilch gefertigt habe, werden noch ein paar Tage vergehen, denn für solche Experimente habe ich nicht ständig Zeit. Und somit landen noch so einige Tetra Paks bei uns in der Wertstofftonne. Und wer weiß, wie viel Zeit noch vergeht, bis alle am Tisch diese Hafermilch auch trinken wollen.

Denn eigentlich wird am liebsten die Barista-Version gemocht – die aber, wie ich herausgefunden habe, aus einem kleinen Schuss Sojamilch besteht. Und wie soll ich die nur kaufen …

schreibt am 5. März 2020 Mein Lieblingsschuh ist kaputt

Die Sohle ist gebrochen. Es ist ein robuster Arbeitsschuh, oder australischer Cowboy Schuh von dem wir alle wussten, dass er zehn Jahre hält. Entrüstet laufe ich zu meiner Schusterin und hoffe, dass sie ihn reparieren kann. Sie kann es nicht. das sind Gusssohlen, und ich solle von Glück sprechen, dass dieser Schuh 5 Jahre gehalten hat, sie halten aktuell nur noch 2 Jahre, da dann die Weichmacher aus dem Plastik entwichen sind und die Sohle spröde und brüchig wird.

Weichmacher, ich werde hellhörig. Das sind doch die besonders giftigen Additive im Plastik, die so gesundheitsschädlich sind und entweichen. Auch wenn das mein Lieblingsschuh war, den kann ich mir nicht nocheinmal kaufen. Meine Tochter ist entrüstet, das der Schuh, der mir am besten steht in ihren Augen, nun auch dem Plastik-Wissen zum Opfer fällt. Ich denke an ein frühes Buch von Michael Braungart, der Cradle-to-Cradle erfunden hat, in dem ich las, dass wir eigentlich die Sohlen, die sich abnutzen aus Leder herstellen müssten und die Oberhälften der Schuhe, die so lange halten und nicht abgenutzt werden , aus Plastik. Da das Plastik so lange hält. Mmh, das ist also auch nicht mehr so, auch wenn der zerbrochene Schuh bis zur Verrottung noch viele Hundert Jahre hat. Und Leder federt nicht so schön, ist nicht so biegsam, all das was eine Schuhsohle so angenehm macht.

Wer nimmt denn nun meinen Schuh zurück oder in welche Mülltonne gehört er?