Wenn eine ein Buch zu Plastik macht, dann erleben alle was. Ein Familienabenteuer:
schreibt am 12. April 2020 Mehr Wege für das Wurstglas oder: Einweg ist Käse

Ein Wursthersteller, der seit einer Weile auch Produkte für die Zielgruppe sich vegan ernährender Menschen produziert, hat eine Werbekampagne gestartet, die sich mit weiteren Aspekten der Ressourcenschonung beschäftigt.

In einem Stuhlkreis sitzt ein Experte mit anderen zusammen draußen im Garten und diskutiert das Thema Verpackungen. Ja, die Wurst kommt ausschließlich in verschiedenen Plastikverpackungen. Aber sie haben das auch gut durchdacht und lange diskutiert. Eingangs wird die Frage gestellt: Warum denn nicht die Wurst im Glas verpacken statt in Kunststoff? Es ist immer eine gute Argumentationsstrategie, die kritische Frage selbst zu stellen. Beim Zuschauer entsteht der Eindruck: Wow, die stellen sich die kritischen Fragen selbst. Dann aber weiß der Experte mehr. Und demütig geht man anschließend in sich und muss einsehen: So habe ich das noch gar nicht betrachtet. Die sind mir in ihrer Diskussion voraus.

In diesem Fall ging mir das nicht so. Denn ich denke, dass die Rechnung des Wurstverpackungs-Experten, der mit dem Wursthersteller im Garten sitzt, nicht aufgeht. Er rechnet vor, dass der Energieverbrauch viel höher ist als bei Plastikverpackungen, wenn wir nämlich Glas produzieren, dieses dann als Altglas entsorgen, neu einschmelzen und transportieren lassen – im übrigen wird ja auf jeder Palette mit Produkten Kunststofffolie zum Fixieren der einzelnen Produkte in großen Mengen verwendet. Warum also sollte der Wursthersteller irgendwas besser machen wollen, wenn die anderen es auch nicht tun? Denn genau dieser Blick über die Wurstverpackung hinaus, würde den Wurstverpackungsexperten zu einem Universalexperten machen.

Zurück vom Universellen zur Verpackung: Warum ein leeres Wurstglas wegschmeißen, was man gut gebrauchen kann? Warum nicht aus einem energieaufwändig produzierten Einweg- ein sinnvolles Mehrwegglas machen, möchte ich den kompetenten Herrn Wurstverpackungsexperten fragen. Ein ausgespültes Wurstglas ist der perfekte Ort, um z.B. Gewürze aufzubewahren. Wenn man in einen Unverpackt-Laden geht, hat man eine ganze Tasche voll mit den unterschiedlichsten Gläsern, sie gehören zum Konzept der Unverpackt-Läden. Man kann sie natürlich auch dort kaufen, aber das macht den Einkauf teurer und spart keine Rohstoffe. Je mehr Gläser man sammelt, desto mehr Auswahl hat man, die Waren im Unverpackt-Laden zu dosieren. Und jedes Glas kriegt seine neue Bestimmung: In die Wurstgläser passt gut die Gemüsebrühe. In die Suppengläser passt die perfekte Mengen an Linsen. In die Smoothie-Flaschen passen Spülmittel und Seife.

Denn es ist vermutlich immer zu kurz gegriffen, einseitig um ein Problem zu kreisen und es gegen ein anderes, wenn auch nur zu Marketingzwecken, auszuspielen. Der gleiche Ansatz führt dazu, dass ein großes Museum auf einer Tagung stolz präsentierte, wie sie Plastik vermeiden, nämlich indem sie im Museumscafé das Trinkwasser in kleinen Aluminiumdosen verkaufen – das Material, das in meiner Jugend als der Inbegriff der Umweltsünde galt.

Das Problem sind eben nicht nur bestimmte Materialien. Das Problem ist unsere Gewohnheit, Dinge in Materialien zu verpacken, die direkt nach Kauf und Konsum nicht mehr benutzt werden können. Das Problem ist, dass wir so viel Energie nutzen können, um aufwändige und schöne Verpackungen zu produzieren, die nach dem Transport direkt weggeworfen werden. Das trifft auch auch auf die vielen neuen Einwegbecher, -strohhalme und -verpackungen zu, die aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt werden. Wir benutzen all das viel zu kurz.

Ich bin gespannt, ob der Wurstverpackungsexperte in einem der künftigen wurstwissenschaftlichen Team-Meetings auf diesen Aspekt noch eingeht. Denn sonst bleibt es alles ein Kampf gegen Windmühlen …

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